
Berufliche Umorientierung kenne ich. Das habe ich ein paar Mal in meinem Leben getan – und bin immer gut damit gefahren. Nur einmal geschah es übrigens ganz bewusst, die anderen Male war es Zufall, Fügung oder durch Überredungskünste von Freunden herbeigeführt.
Direkt nach dem Abi war klar: Ich möchte studieren. Publizistik wäre mir das Liebste gewesen. Ging aber nicht (Numerus Clausus), deshalb: Politik. Und das gefiel mir dann so gut, dass ich dabeiblieb. Politische Korrespondentin, das wäre ich damals gern geworden. Würde ich heute in einem Fernsehstudio Politiker interviewen. Damals erstrebenswert, aber aus heutiger Sicht? Nein. Da hätte ich ja hauptsächlich mit der Vermittlung schlechter Nachrichten zu tun. Das will ich nicht!
Denn heute vermittle ich genau das Gegenteil – und baue mir Studios selbst (bzw. lasse sie mir durch Freundeshand zaubern). Bei ohfamoos.com sind GOOD news an der Tagesordnung – und genau das hat meine letzte berufliche Umorientierung auch zentral bewogen. Nachdem ich 2010 Mutter wurde und beschlossen hatte, mich ganz um unseren Sohn zu kümmern (= sprich den Job an den Nagel zu hängen), hatte ich spätestens 2012 zusätzliche Ambitionen: Ich wollte aus dem Home-Office Start-Ups unterstützen, wie z.B. grosseltern.de, eine kluge Initiative aus Düsseldorf. Als mir das nicht mehr ausreichte, habe ich selbst gegründet und mir dazu drei gescheite Frauen an die Seite geholt. Die Geburtsstunde von Ohfamoos, dem Blog für #volldasguteleben.
Konrad Adenauer und ich

Doch noch mal zurück in die Zeit, als ich 1992 als fertige Politikstudentin auf der Straße stand. Immer noch reizte mich der Journalismus wie wild. Doch als ich aus der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und dem dortigen (mittlerweile gesprengten) Hauptquartier der CDU ein Angebot bekam, in deren Pressestelle einzutreten, habe ich nicht lange gefackelt und zugesagt. Dort sollte ich den bislang besten Chef meines Lebens, Peter Hintze, kennenlernen. Ein empathischer Menschenfreund, nicht ganz kompatibel mit dem Machtstreben eines Helmut Kohls, aber klug genug, sich auf seine Art und Weise durchzusetzen.
2000 habe ich mich dann nochmals neu orientiert. Da war ich gerade im 3. Jahr Pressesprecherin der Konrad-Adenauer-Stiftung, ein sehr reizvoller Job in Berlin. Wir erinnern uns, es war noch gerade so die Glanzphase der Start-Ups. Überall blitzten sie auf, die Truppen, die cool und vor allem fix an die Börse wollten. Wir auch – und doch haben wir es nie geschafft. Aber zusammen mit elf (!) Mitgründern haben wir in 10 Jahren ein Unternehmen mit damals rund 180 Mitarbeitern aufgebaut, auf das wir bis heute stolz sind und auf das viele, die stets in etablierten Unternehmen gearbeitet haben, mit einer Mischung aus Neid und Unverständnis herabblicken. Sei’s drum – ich habe die Zeit geliebt und sooo viel gelernt. conject gehört heute übrigens zu Oracle.
Projekt Paul änderte Alles

Und dann kam 2010 unser Paul. Nicht geplant, aber dafür umso geliebter empfangen. Und wer mal Eltern wurde, weiß: Ein Kind stellt ALLES auf den Kopf. Speziell den Beruf. Und so hieß es wieder: Entscheiden. Wie gesagt, ich ließ den Job fallen und widmete mich den Mutterfreuden.
Heute, aus Sicht meiner 53 Jahre, kann ich mich gar nicht entscheiden, welcher der neuen Schritte der wichtigste war. Es waren Schritte, die zu der jeweiligen Zeit die richtigen waren. Und ich habe auch Dinge ganz bewusst GELASSEN. Das schwierigste NEIN habe ich definitiv gesagt, als mir in den 90er Jahren ein Job im Kanzleramt angeboten wurde. Das war verlockend hoch zehn. Aber ich hatte Bedenken, in eine Schlangengrube zu geraten und mich deshalb verweigert. Ich glaube, meine Intuition war schon damals gut ausgeprägt.
Noch mal schlucken musste ich, als ich vor ein paar Jahren guten Freunden vermittelte: ich mache keine PR mehr für Euch. Ich möchte endlich texten, organisieren und sprechen für das, was ich mit 100%er Überzeugung mache. Also nicht für Politik, Software, Hoteltechnik oder Krankenhausberatungen. Auch wenn dahinter bis heute tolle Menschen stehen – deren Produkte waren nicht meine. Mit den Entscheidungen gegen das, was ich schon immer konnte, war der Weg frei für das, was ich heute Energien bündeln nenne.
Meine berufliche Heimat heißt klar: ohfamoos. Dort arbeite ich Hand in Hand mit meiner Freundin Sonja, der ich 200 % vertraue und die mich jederzeit zu 100 % vertreten könnte. Wir bereiten Themen auf, die wir richtig spannend finden, die uns selbst weiterbringen und von denen wir glauben, dass sie einen Mehrwert für unsere Leser haben. Ohfamoos bringt mich auch fast täglich mit neuen Menschen zusammen, von denen ich lernen kann oder die sich mich mittlerweile als Vorbild nehmen. Wir werden ja alle nicht jünger – nur weiser.
Ich möchte mich nochmals auch hier ausdrücklich für die Fotos bedanken, die die unschlagbare Tanja Deuß (Knusperfarben) von mir gemacht hat – das mit der Kappe ist eins meiner Lieblingsfotos. Und dann noch das Logo, auch “so was” kann Tanja!!
Ah! Das wusste ich nicht, dachte sie wären aus Deinem privaten Fundus! Toller Beitrag! Ich danke Dir, liebe Elke! VG, Sirit