Unternehmerin und Geschäftsführerin in einem: Melanie Budee

Manchmal ist es Schicksal. Als ich an dem (kinderfreien) Samstag die Augen und irgendwann danach Facebook aufschlug, sah ich den Aufruf von Sirit zum Thema „Berufliche Umorientierung“. Sie suchte Frauen mit Bizz, die sich schon einmal komplett beruflich verändert haben. Da dachte ich direkt: „Haste gefunden. ICH bin so eine.“

Ich bin am Niederrhein aufgewachsen. In einem Dorf, auf dem Bauernhof meiner Eltern. 

1999 bin ich in diese wunderschöne Stadt – Aachen – gezogen, um hier meine Ausbildung zur Hebamme zu machen. Während ich das hier tippe frage ich mich gerade: war das schon die erste große „berufliche“ Veränderung? Vom Dorf in die große Stadt, von der Tochter zur „ich lebe in meiner eigenen Bude“-jungen Frau. Vielleicht ist das so, vielleicht sehen wir das viel zu wenig, dass wir das vermutlich alle schon mal gemacht haben.

Hebamme sein, war MEINS: Leben begleiten, mitfiebern, Freudentränen (und manchmal auch Trauer aushalten), medizinisches Know-how, Organisation. Ich war auch als Hebamme schon selbständig – freiberuflich (neben meinen Jobs im Krankenhaus) und es hat mir Spaß gemacht!

Ich merkte die Organisation überwiegt, Qualitätsmanagement, DSGVO, Zettel über Zettel im Krankenhaus, die auszufüllen waren, Verträge mit den Frauen – das war nicht was ich wollte. Ich verstehe das (teilweise), aber wo war meine eigentliche Arbeit hin, das Dasein können, das Begleiten, das stille Beobachten, das so wichtig ist in dem Job. Das war gestrichen. Es war keine Zeit dafür.

Wenn das Leben verrückt spielt

Dann habe ich meinen Sohn Freddi bekommen im Oktober 2013. Ein Not – Kaiserschnitt beim dritten Kind (die beiden großen kamen „spontan“ zur Welt). Es ging uns beiden kurz vor der Geburt wirklich schlecht. Da war zu viel medizinisches Know-how nicht gut und ich hatte Angst – um mein Kind, um mich und darum, dass meine beiden großen Kinder (damals 3 und 6) vielleicht ohne mich weitermachen müssten. Es ist gut gegangen, aber die Angst blieb und so konnte ich mir nicht vorstellen, Geburten zu begleiten, Ängste zu nehmen.

Plötzlich schoss die die Hebammen-Haftpflichtversicherung ins unermessliche. Als ich anfing freiberuflich zu arbeiten, lag der Jahresbeitrag bei etwa 450€, aktuell zahlt man als Hebamme über 9000€. Dazu muss man wissen, dass es nicht mehr Geburtsschäden als früher gibt. Aber die Behandlung und Pflege nach schweren Komplikationen werden immer vielfältiger, andauernder und letztlich teurer. 

Ich also erstmal Mama von drei Kindern, das war also die nächste Veränderung.

Das war schön und ist es immer noch. Ich liebe die drei, aber ich liebe auch mich als mich 😉 und als selbständige Frau, zumindest aber als arbeitende Frau. 

Ich bin nicht nur Mutter sondern auch Frau

Ich suchte mir einen Job. Vormittags in einem Büro. Neuland. Online-Shop im Reformhausbereich. Schnell war ich für den Rabenhorst-Shop verantwortlich, von der Datenpflege über ein ERP-Tool bis hin zur Planung von Marketingstrategien. Das hatte ich bisher weder gebraucht noch Ahnung davon, noch irgendwelche Grundkenntnisse. Aber ich habe es gemacht und ich glaube ziemlich gut. Irgendwann in diesem ganzen Tohuwabohu, stellte sich mein privates Leben auf den Kopf., alleinerziehend und wieder „in Dinge reinfinden, die ich nicht kannte.“ Puh!

Nun ja, noch mehr als vorher musste ich als Löwen-Mama jetzt für uns da sein. Über den Online Shop hatte ich die Möglichkeit dann auch im Reformhaus in Aachen zur arbeiten und wieder was anderes kennenzulernen.

Plastikfrei Einkaufen geht - auch in Aachen

"Plastikfreie" Geschäftsführerin und Unternehmerin

Meine drei kamen dann immer öfter mit diesem Plastikthema nach Hause. Gepaart mit allem was ich in den letzten Jahren gelernt hatte und mit meiner neuen Liebe an der Seite, hab ich mich getraut. Im November 2018 hat uns der Vermieter der Elisengalerie in Aachen angesprochen, es wäre ein Ladenlokal frei, ob wir nicht eine Idee hätten. Wir planten das „Unverpackte Glück“ – ein Geschäft in dem es Unverpacktes gibt. Eröffnung war am 19.03.2019 (meinem Geburtstag), es kamen 700 Menschen. Es war der Wahnsinn. 

Es hatte von Anfang an eine wahnsinnige Eigendynamik. Positiv, freundlich, anders, neu, sinnvoll. Das wollte ich und hab es einfach gemacht und das war eine gute Entscheidung.

Natürlich ist es auch verbunden mit Bürokram, Abrechnung, Buchführung, Personalmanagement, Einkauf usw., wieder Organisation bis zum Abwinken, aber es ist MEINS und es gehört nun einfach dazu.

Ich bin jetzt die Chefin von 11 Mitarbeiter/innen und es macht mir Spaß. Wir haben nach einem Jahr Filialen in Jülich und Düren im Reformhaus eröffnet, als Shop in Shop Varianten. Dort ist es auch gut, anders, weil die Städte kleiner sind, die Leute oft andere Sichtweisen haben. Bei der Eröffnung in Jülich hat mir ein Jülicher gesagt: „Sowas brauchen wir hier nicht, bei uns ist die Umwelt in Ordnung“, ich habe gelächelt und es hat mich angespornt.

In diesem Sinne: 

Glückliche Grüße, Melanie Budde

Klimaschutz bedeutet auch plastikfrei einkaufen

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