Seit über einem Jahr schon leben wir ein mitunter stark eingeschränktes Leben, Covid19 hat uns alle, die gesamte Welt, fest im Griff. Ein Ende ist nicht in Sicht und das macht es schwer. Erst recht, wenn man diese Zeit als Soloselbständige durchleben muss. Soviel „Freiheit“ Selbständigkeit ja sonst vielleicht bedeuten mag, in dieser Zeit ist es sehr schwer, nicht den Mut zu verlieren. Und das auch mir, die sonst mit beiden Beinen auf dem Boden steht und so schnell nichts erschüttern kann. Im Gegenteil, meine Auffassung ist, dass Krisen einen wachsen lassen. Ob das mit Covid19 auch der Fall sein wird, wage ich mittlerweile manchmal doch zu bezweifeln.

 

Zu schwer auch die zusätzlichen Hindernisse, die einem teils seitens der ganzen, gefühlt stündlich wechselnden Entscheidungen, teils aber auch seitens des Jobcenters in den Weg gelegt werden. Ich komme an Grenzen, die ich so nicht kannte! Vorher ein selbst bestimmtes Leben geführt, eine gut gehende Selbständigkeit aufgebaut, die viel Spaß macht und dann? Vollbremsung, nichts geht mehr!

 

Wenn man nun auch noch gezwungen ist, Sozialleistungen zu beantragen, weil es sonst nicht weiter geht, haut einen das erst mal um und man schämt sich auch ein wenig dafür, obschon einen keine Schuld trifft! Nachdem ich mich dann doch zu diesem Schritt entschloss, der Überlebenswille war größer als die Scham, musste ich mich erst mal durch sieben Formulare arbeiten und rund 40 Seiten Nachweise in meiner digitalen Akte beim Amt hochladen. Soviel also zum Thema „vereinfachtes Verfahren“, das sieht für mich definitiv anders aus.

Durststrecke heißt trotzdem weiter machen

Ich schöpfte Hoffnung, denn meine Durststrecke, bis wieder gereist werden kann und mein Geschäft, eine Hundepension, wieder floriert, schien gesichert. Bis der Ablehnungsbescheid kam und mich in einen ziemlichen Schrecken versetzte! Miete etc. lief ja alles weiter und Ersparnisse waren kaum noch vorhanden! Also umgehend Widerspruch eingelegt, gehofft und gebangt, bis endlich der erlösende Bescheid kam, ich bekomme Unterstützung! Nicht viel, aber immerhin! Gerade auch, dass der Krankenkassenbeitrag übernommen wird, war eine große Erleichterung!

 

Nach 5 Monaten den Verlängerungsantrag gestellt, wir treten bezüglich Pandemie immer noch gefühlt auf der Stelle. Dennoch war und bin ich optimistisch; meine Kunden stehen in den Startlöchern, endlich nochmal verreisen zu dürfen. Und auch einige Neukunden haben mich bereits kontaktiert; immerhin hat Corona vielen Hunden ein neues Zuhause verschafft.

Corona bereitet bei vielen Selbstständigen Sorgen

Land in Sicht ... hoffentlich

Dann der Schlag ins Gesicht, der mich fast hat taumeln lassen, erneut ein Ablehnungsbescheid. All meine Hoffnung zerschlagen, dafür blanke Angst, wie es denn jetzt weitergehen soll. Geld kommt nach wie vor kaum rein, wie auch, solange nicht gereist werden darf. Die Begründung vom Amt lässt mich leider nur fassungslos den Kopf schütteln, ich habe letzten Sommer ja trotz Corona gut verdient, dann sei das dieses Jahr bestimmt nicht anders.

Ob sich dort überhaupt jemand fragt, was so ein Ablehnungsbescheid mit einem macht? Dass es Menschen sind, die diese Anträge stellen, die sonst nicht weiter wissen? Manchmal bezweifle ich das! Nach einigen Tagen Schockstarre, ich kann es leider nicht anders nennen, hatte ich meine Kräfte wie halbwegs mobilisiert, um Widerspruch einzulegen.

Zum Glück hatte ich die bei der Regierung beantragte Neustarthilfe schnell und unkompliziert erhalten, so dass ich mir zumindest derzeit um Miete etc. keine Sorgen machen muss. Aber länger als 2 bis 3, mit viel Glück 4 Monate werde ich damit auch nicht auskommen. Jetzt hoffe und bange ich also erneut! Das ist sehr zermürbend und schlägt aufs Gemüt. Mir geht tatsächlich langsam die Energie aus. Dennoch hoffe ich auf ein baldiges und gutes Ende, für uns alle.

 

Fotos: Paul Croes

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  1. Erika Lieber

    Vielen Dank für Ihren Erfahrungsbericht und Ihre Offenheit!
    Ich hoffe, es zeigt anderen Betroffenen, dass sie mit Ihren Problemen nicht alleine sind und gibt gleichzeitig Mut und Hoffnung auf Besserung!

    1. Sirit Eigentümer

      Danke, liebe Frau Lieber für Ihren Kommentar! Es gibt sicher viele, die betroffen sind von solchen Schwierigkeiten derzeit.

  2. Heike Schlütz

    Meine allergrößte Hochachtung für so viel Offenheit und Ehrlichkeit, vielen Dank!
    Vieles, was Sie beschreiben, kommt mir bekannt vor.
    Wenn ich von meiner Seite irgendetwas tun kann, dann lassen Sie mich es bitte wissen. Vielleicht auch einfach nur der persönliche Austausch, zuhören, Mut machen und aus Lähmung und Schockstarre raushelfen, aus der Entfernung drücken.
    Sie sind nicht alleine, wir sind viele!
    Alles Liebe aus Aachen
    Heike Schlütz

    1. Sirit Eigentümer

      Hallo liebe Heike und danke vielmals für Deinen Kommentar. Astrid Webers und Du, Ihr würdet sicher gut zusammen passen! Aloha, Sirit

  3. Astrid Webers

    Ganz lieben Dank für die wirklich netten und berührenden Kommentare! Darüber freue ich mich sehr! Wenn ich mit meinem Text nur einer Person in einer ähnlichen Lage zeige, dass sie nicht alleine ist und damit Mut mache, dann wäre das für mich eine große Freude!
    Astrid Webers